Freiheit ist nicht gleich Freiheit. So gibt es die Freiheit *von* – nicht zu etwas gezwungen sein – und die Freiheit *zu* – etwas tun zu können. Die erste Variante ist leicht verständlich, die zweite zeigt sich oft subtiler. Eine Menge Probleme entstehen daraus, dass diese beiden Freiheitstypen verwechselt werden.
Da wäre zum Beispiel die Meinungsfreiheit. Eine typische Freiheit von. Von der Unterdrückung der eigenen Meinung, meist durch staatliche Stellen.
Das Grundgesetz sagt dazu §5(1): Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern…” Das Grundgesetz sagt aber auch in (2): “Diese Rechte finden ihre Schranken…”
Der zweite Absatz bezieht sich auf die Freiheit zu. Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man alles sagen darf. Wie jedes andere Recht endet auch die Meinungsfreiheit dann, wenn andere Rechte (übermäßig) beeinträchtigt werden.
Die Verwechslung der Freiheit von mit der Freiheit zu endet oft damit, dass z.B. auf Mailinglisten “Zensur” gebrüllt wird, weil eine Person gesperrt wird, die wiederholt beleidigende Dinge geschrieben hat. Je nach Liste wird auch OffTopic “zensiert”. Doch das ist keine Einschränkung des Rechtes auf Meinungsfreiheit. Es geht hier nicht um die Freiheit von (Zensur). Es geht hier um die Freiheit zu – die Freiheit, fortgesetzt ein Arschloch sein zu dürfen oder eben nicht.
Die Freiheit von erlaubt dies grundsätzlich, die Freiheit zu (bzw. deren Negierung) schränkt dieses Recht ein. Nur weil man etwas kann, heißt das nicht, dass man es tun sollte.
Die Freiheit dazu ein Arschloch zu sein endet, wenn diejenigen, die sich das anhören müssen, der Meinung(sfreiheit) sind, frei von Arschlöchern sein zu wollen und das Arschloch aus ihrem Wahrnehmungsbereich aussperren. Jede Kommunikation erfordert mindestens zwei Kommunikationsteilnehmer. Wenn sich einer der beiden wie ein Arschloch verhält, hat der andere das Recht, die Kommunikation zu beenden. Das ist gewissermaßen das Recht auf die Freiheit von Arschlochäußerungen.
XKCD hat es so ausgedrückt: Free Speech
Auch eine Mailingliste sollte eine angenehme Umgebung sein. Wie kann das erreicht werden?
Am einfachsten dadurch, indem man sich selbst nicht wie ein Arschloch verhält, nur Positives tut/unterstützt und anderen hilft.
Sumana Harihareswara hat dies in einem (anderen Zusammenhang) so formuliert:
“Gastlichkeit, auf der anderen Seite, handelt mehr vom Nachdenken über die richtige Rede, gerechte Rede, nützliche Rede und Mitgefühl. Wir sagen und tun nur Dinge, die anderen helfen. Die erste Verantwortung eines jeden Bürgers ist es, den anderen zu helfen, unser Ziel zu erreichen sowie sich gegenseitig glücklich zu machen.“
Du hast die Freiheit – die Freiheit (da)zu nur das zu sagen, was nützlich ist. Du hast die Freiheit (da)von, ein Arschloch zu sein. Nutze deine Freiheiten!