In der Kälte, aber mit Hitze im Herzen

Zuerst ein herzliches Danke! an alle, die am 11.2. auf der Demo in Magdeburg waren.

Wie war die Demo?

Bei unserer Ankunft kurz nach 15:00 Uhr wurden wir, aus der Tiefgarage kommend, im Einkaufszentrum erst einmal vielen Leuten begrüßt. Hatte sich die Demo aufgrund der Kälte nach innen verlagert?
Nein, das war es nicht, wie die Zusammensetzung (99% weibliche Teenager) schnell klarmachte. Letzte Zweifel vergingen eine halbe Minute später beim einsetzenden Gekreische. Irgend so ein Retorten-Sängerchen aus DSDS wahrscheinlich.
Schade, eine Viertelstunde eher, und man hätte ordentlich Flyer usw. verteilen können, während die Mädels warten.
Jedenfalls betraten wir den Bahnhofsplatz und es war schon ganz ordentlich voll (laut Polizei waren 500 Leute da, wie mir am Ende einer der Ordner sagte). Nicht überraschend fast ausschließlich junge Leute. Die meisten Fahnen kamen von den Piraten, auch wenn sie zahlenmäßig ruhig noch etwas besser hätten vertreten sein können.

15:30 ging es los. Eine kleine Bemerkung an dieser Stelle: Die Musik fand nur sehr geteilte Zustimmung. Trotzdem danke an den „Lautsprecherwagen“. Es ging auf einer Route zum Hasselbachplatz und auf einer anderen wieder zurück. Es war relativ still (akustisch) und sehr friedlich. Letzteres wird auch über die anderen Demos berichtet, es gab nur sehr vereinzelt kleine Zwischenfälle. Insgesamt gingen in Deutschland mehr als 100.000 Leute auf die Straße. Es war also, insbesondere für diese Temperaturen, eine doch recht erfolgreiche Aktion, vor allem, wenn man die kurze Vorbereitung bedenkt. Allerdings hat man auch gemerkt, dass nicht alle auf die Temperaturen vorbereitet waren. Seid kreativ, wenn ihr keine dicken Schuhe habt! Ein bisschen Alufolie oder ein kleines Stück Styropor zu draufstellen, wenn man nicht „auf dem Marsch“ ist, können Wunder wirken.

Die Flyer gingen gut weg, ich hab jedenfalls nur noch ein paar „Belegexemplare“ zurück bekommen. Auch die Kaperbriefe ließen sich gut an die Umstehenden verteilen. Man kann wohl sicher sein, dass jemand, der bei einer Demo eine solche Zeitung in die Hand nimmt, sie zumindest mal genauer ansieht.

Am Ende des Marsches am Bahnhof waren die Reihen schon etwas gelichtet und die Leute gingen dann sehr schnell. Es gab Mutmaßungen, das läge an der Musik, aber ich bin mir ziemlich sicher, es lag an der ansagelosen Verwirrung: Kommt jetzt noch was? Hier hätte eine einfache Durchsage „Wir machen noch Reden, wer ans Mikro will bitte nach vorne“, sicher 100 Leute mehr vor Ort gehalten.
Reden gab es dann nur drei. Eine vom Veranstalter, eine von mir und eine vom piratigen „Vorleser“ („Bevor ich jetzt die Rede ablese…“). Meine Rede gibt’s unten dran.

Es geht weiter

Die nächste bundesweite (europaweite?) Demo ist für den 25.2.2012 angesetzt. In meinen Augen viel zu schnell, es hätte ein Monat dazwischen liegen müssen, aber nun ja, ich kann es nicht mehr ändern.
Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Teilnehmerzahlen zu erhöhen. Wer gläubig ist, kann als ersten Schritt ja um wärmeres, aber trotzdem trockenes Wetter beten.
In Magdeburg ist scheinbar bereits eine Demo für diesen Tag angemeldet. Die Route sollte diesmal aber andersrum verlaufen, mit dem Zug an den großen Einkaufszentren vorbei, bevor bibbernde oder Zug-kriegen-wollende Leute an der grünen Zitadelle abspringen.

Meine Warm-mach-Rede zur Anti-ACTA-Demo in Magdeburg gestern:

Es ist kalt draußen im Winter, aber uns ist nicht kalt. Denn in unseren Herzen ist es warm. Sehr warm sogar. Heiß. Denn in uns wabert nicht mehr nur Wut, in uns lodert der Zorn.
Der Zorn auf diejenigen, die rücksichtslos ihre eigenen, erbärmlichen Interessen des noch-mehr-Geld-machens über das stellen, was Millionen von Menschen in mühevollen und oft blutigen Jahrhunderten erkämpft haben.
Das Recht, unsere Meinung frei zu äußern und uns frei zu informieren.
Das Recht zu kommunizieren, ohne dabei überwacht zu werden.
Der Grundsatz, dass jeder unschuldig ist, bis die Schuld bewiesen ist.

Die Rechteverwerter, diejenigen, die ihr Monopol auf das sogenannte „geistige Eigentum“ auf immer mehr Bereiche ausdehnen, sind zu weit gegangen. Nicht nur, dass sie uns bei jeder Handlung überwachen wollen. Nicht nur, dass sie uns vorschreiben wollen, zu was wir unsere Computer benutzen dürfen. Daran sind wir schon gewöhnt. Wir sind gewöhnt daran, dass wir für sie nur Konsumentenvieh sind, das gefälligst zahlen und die Schnauze halten soll.

Liebe Rechteverwerter. Wir müssen zugeben, dass wir einen Fehler gemacht haben. Wir haben den Fehler gemacht zu versuchen, auf dieser Ebene mit euch zu reden. Wir haben euch boykottiert, doch das habt ihr nur als Anlass genommen, mehr Überwachung zu fordern. Wir haben mehr gekauft, doch das habt ihr nur als Vorwand für noch mehr Gängelung genommen, mit dem Scheinargument, dass dies ja wirkt.
Wir haben Statistiken vorgelegt, die gezeigt haben, dass alle Menschen profitieren, wenn die Gesetze die Kreativität nicht unterdrücken, aber ihr habt lieber eure eigenen Zahlen erfunden. Ihr habt nur an eure eigene Tasche gedacht und die Taschen der Politik gefüllt. Euer Geschäftsmodell ist euch wichtiger als unsere Bürgerrechte.

Doch jetzt wir haben verstanden. Wir werden nicht mehr mit euch reden. Wir werden nicht mehr katzbuckeln und Zugeständnisse machen, während ihr Amazonasfrösche patentiert und der dritten Welt die bezahlbaren Medikamente wegnehmt. Unsere Wut ist Verachtung gewichen und unsere Verachtung dem Zorn.
Ihr habt den Entscheidern Geld gegeben, damit sie in eurem Sinne entscheiden. Wir haben dieses Geld nicht. Aber wir haben das eine, das diesen Entscheidern noch wichtiger ist als Geld: Macht. Die Macht unserer Stimmen, und unsere Stimmen werden wir heute und in Zukunft erheben, wann immer ihr sie unterdrücken wollt, bevor ihr es uns verbietet!

Bevor ihr uns einen Schrecken ohne Ende herbeilobbyiert, werden wir euch ein Ende mit Schrecken bereiten!
Die stärkte Energie der Welt ist der Geistesblitz. Ihr versucht, diese Energie von Milliarden von Menschen einzusperren, auf dass sie nur euch nütze, aber ich sage euch, sie wird euch zerschmettern!

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